Karpfenfest in Otterstadt 2007 | ||
Bereits zum wiederholten Male nahm der Fanfarenzug am traditionellen Umzug anlässlich des Karpfenfestes in Otterstadt, welches in diesem Jahr am 01.07.2007 stattfand, teil. Seinen Ursprung hat das Heimat- und Karpfenfest in der Tatsache, dass Otterstadt in seinen Gründungsjahren und den ersten Jahrhunderten seines Bestehens ein Fischerdorf war. Am Anfang des 18. Jahrhunderts suchte die kleine Rheingemeinde eine Überschwemmungskatastrophe heim. Hilfsbereit stellten die Schifferstadter Bürger ihren Nachbarn Weideflächen für das Vieh zur Verfügung, um die große Not möglichst zu lindern. |
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Die Otterstadter ihrerseits bedankten sich mit Fischen und wahrscheinlich auch Gulden bei ihren Rettern. Das älteste Dokument über diese "Fusch-Übergabe" stammt aus dem Jahre 1733. Eine alte Gemeinderechnung aus dem Jahr 1767, die von Heimatforscher Alfons Schreiner entdeckt wurde, hatte folgenden Wortlaut: "3 Gulde und 12 Kreuzer, vor fisch auff Schifferstadt laut Schein". Wahrscheinlich hatte man für das Geld Fische gekauft, die an die Rettichmetropole entrichtet wurden. Irgendwann geriet dieser Brauchtum in Vergessenheit und nur noch wenige der Dorfbewohner erinnerten sich daran. Die Zeitschrift des historischen Vereins der Pfalz, "Pfälzisches Museum", konnte 1922 mit der Notiz "Der Otterstadter Karpfen - ein Gegenstück zum Lambrechter Geißbock" nichts daran ändern. Nachdem der Angelsport- und Fischzuchtverein der Rheingemeinde 1937 ein Fischerfest auf dem Königsplatz feierte, erinnerten sich manche wieder an die historische "Fusch-Übergabe". Ein Jahr später feierte man das 1. Karpfenfest mit dem feierlichen Zeremoniell der Fischübergabe durch ein Brautpaar. |
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1939 wurde das Fest auf dem Otterstadter Königplatz, das unter freiem Himmel zwischen Kastanienbäumen gefeiert wurde, in "Heimat- und Karpfenfest" umbenannt. Das nun wirklich erste Brautpaar bei der Fischübergabe waren der Otterstadter Hermann Tremmel, der die Waldseerin Cäcilie Kochner geehelicht hatte. Heute kaum noch vorstellbar ist folgende Regelung aus einer Niederschrift der Gemeinderatssitzung am 3. Mai 1938: "Das Bier darf nicht mehr als 60 Pfennige pro Liter beim Ausschank kosten". In diesem Jahr hatte Magold das Festplakat von einem springenden Karpfen in ein tanzendes Pfälzer Paar abgeändert. |
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Der Zweite Weltkieg unterbrach den alljährlichen Festreigen und ließ es somit bei zwei Fischübergaben an Schifferstadt und einem "Heimat- und Karpfenfest" bleiben. Nach langer Pause begrüßte die Bevölkerung 1950 das erste Karpfenfest um so freudiger. Auch die Karpfenübergabe durch das jüngste Brautpaar durfte nicht fehlen. Zu den Festhöhepunkten zählten damals neben dem fast 15 Nummern großen Festumzug, Gesangseinlagen des MGV "Germania", Turndarbietungen am Barren sowie Pyramidenbau durch den VfR Otterstadt (heute TuRa-Otterstadt). Die kleine Ludwigshafener Kapelle "Grün" hatte nur fünf Musikstücke im Repertoire, die bei den "Stickelspitzern", wie die Otterstadter humorvoll genannt werden, ordentliche Feststimmung entfachten. Ein neues Karpfenfestplakat, so wie wir es heute kennen, wurde in dieser Zeit vom Otterstadter Schulleiter Paul Lill entworfen. |
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1961 besorgte sich die Gemeinde ein größeres Festzelt, dem auch die letzten Kastanienbäume zum Opfer fielen. Erst Ende Mai 1986 wurde der Königsplatz nach neuer Gestaltung eingeweiht und präsentiert sich seither so, wie wir ihn heute in etwa vorfinden. 1984 war das Karpfenfest in die neuerrichtete Sommerfesthalle umgezogen. Karpfenübergabe, Festzug und Fischverkauf gehören bis heute zu den Festhöhepunkten. Zwischendurch erstrahlte der nächtliche Himmel in gigantischem Feuerwerkszauber, was allerdings aus Kostengründen eingestellt wurde. 1998 feierte Otterstadt das 50. Karpfenfest. Seit 2002 findet das Fest in einer komplett sanierten Sommerfesthalle unter neuem Dach statt. Das Otterstadter Heimat- und Karpfenfest ist mehr als ein Volksfest, es ist ein Fest mit einer mit der Gemeinde fest verwurzelten Tradition und das Fest der "guten Nachbarschaft", zu dem an jedem Festtag mehr Besucher kommen, als Otterstadt Einwohner hat. |
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Bilder 1-3 von freundlicher Genehmigung von Torsten Stang |
Bilder 6 - 8 mit freundlicher Genehmigung
von Ulrich Colberg |
Bilder 4+5 sowie 9-13 mit freundlicher Genehmigung von Thomas Schuster |
Verwendung des Logos
und Textes (gekürzte Fassung) mit freundlicher Genehmigung
von Andreas Blättner / OTTERSTADT online |
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